Union Generela di Ladins dla Dolomites

Geschichte

Die “Union di Ladins” heutzutage

Viele Dinge, die heutzutage gebräuchlich sind, wie z.B. die “La Usc di Ladins”, der Gebrauch der ladinischen Sprache in der Schule, in der öffentlichen Verwaltung und auf den Ortsnamentafeln, die ladinischen Kulturinstitute und das ladinische Radio und Fernsehen, sind mittlerweile etwas Selbstverständliches. Es ist jedoch bereits ein Jahrhundert vergangen, seitdem die ladinische Gemeinschaft dieses wichtige Grundrecht für sich geltend gemacht hat. Vieles ist erst in den letzten 30 bis 40 Jahren erreicht worden.

Viele Menschen in den verschiedenen Unions di Ladins haben in jahrelanger Arbeit mit Idealismus und Aufopferung auf ein gemeinsames Ziel hingearbeitet: Dieses war und bleibt nämlich der Erhalt und die Stärkung der ladinischen Einheit. Die Union Generela der Dolomitenladiner hat immer den Weg gebahnt und mit Mut Ideen verfolgt, die als unnötig und gar als utopisch galten! Trotz der vielen Erfolge muss jedoch noch allerhand erreicht werden.

Wenn man die Minderheiten auf der Welt beobachtet, so sieht man, dass deren Vertreter überall Massnahmen fordern, wie z.B. die Vereinheitlichung in Politik und Verwaltung, die kulturelle Selbständigkeit und den Gebrauch der Muttersprache im Erziehungsbereich und in der öffentlichen Verwaltung. Zusammenhalten und am selben Strang ziehen: Überall ist dies das Zukunftsprinzip.

Die Ladiner hingegen sind leider noch auf drei Provinzen (Trient, Bozen und Belluno) und auf zwei Regionen (Trentino-Südtirol und Veneto) aufgeteilt. Diese verwaltungspoltische Dreiteilung stellt zur Zeit das grösste Hindernis beim Einigungsversuch der Dolomitenladiner dar.

Im Unterschied zu ihren deutschen und italienischen Nachbarn haben die Ladiner ausserdem kein sogenanntes “Hinterland”, das ihnen neue kulturelle Impulse geben könnte. Deshalb müssen alle wichtigen Gesetze und Bestimmungen zum Schutz der ladinischen Sprache und Kultur im eigenen Sprachgebiet entstehen und dabei die Situation und die finanziellen Ressourcen berücksichtigen.

Die Union Generela di Ladins hat den satzungsgemässen Auftrag, die Ladiner öffentlich zu vertreten und jene Grundrechte für sie zu fordern, die alle Minderheiten für sich beanspruchen.

Ein altes ladinisches Sprichwort besagt: ”Chi che va do semenes fates ne lascia degunes fusties” (Wer geebnete Wege betritt, hinterlässt keine Spuren).

Die Union Generela der Dolomitenladiner hat keinerlei geebnete Wege vorgefunden, sie hat jedoch viele neue zu betreten versucht und dadurch in der Geschichte der Ladiner Zeichen gesetzt.

Sie hat und wird auch in Zukunft die gesamte ladinische Minderheit stark und einheitlich vertreten.

1905 – die “Union Ladina” in Innsbruck

Nicht selten sind die Zukunftsideen für die ladinische Volksgruppe von Menschen ausgegangen, die im Ausland leben. Ebenda hat auch die Geschichte der Union Generela der Dolomitenladiner ihren Anfang genommen.

Kurz vor Beginn des 20. Jahrhunderts ist in einer kleinen Elite von Ladinern das Gefühl erwacht, Teil eines kulturell und sprachlich eigenständigen Volkes zu sein und sich von der deutschen und italienischen Sprachgruppe rundum zu unterscheiden. Im Jahre 1905 – vor genau 100 Jahren – hat sich in Innsbruck eine Gruppe von Studenten und Intellektuellen aus den verschiedenen ladinischen Dolomitentälern zusammengetan. Sie alle verband der Wunsch, ihre Heimatverbundenheit zu pflegen und die Überzeugung, dass sich die Ladiner organisieren und die offizielle Anerkennung als ethnische Gruppe anstreben sollten. Sie schlossen sich zur Union Ladina, zum sogenannten “Ladinerverein” zusammen, der im Jahre 1912 als Union dei Ladins (Vereinigung der Ladiner) in einem Statut Rechtmässigkeit erlangte. Das gab den entscheidenden Anstoss zu jener Bewegung, die ungefähr 50 Jahre später zur Gründung der Union Generela di Ladins dla Dolomites (UGLD) führen wird. Diese wird in einem völlig veränderten historischen, politischen und institutionellen Umfeld den Kampf zur Verteidigung der Grundrechte der ladinischen Gemeinschaft und zum Erhalt und zur Förderung der sprachlichen und kulturellen Einheit der Dolomitenladiner weiterführen.

Die Innsbrucker Gründungsurkunde der Union dei Ladins aus dem Jahr 1912 haben folgende Gründungsväter unterschrieben: Carl Demetz, Ujep Perathoner und die Priester Antone Canins, Ojöp Dasser, Pire Mersa, der Dekan Antone Pallua und der Prälat Antone Perathoner. Sie fordern vor allem, dass die Ladiner als eigenständige und nicht mehr als “italienische” Volksgruppe anerkannt werden, wie es hingegen bis dahin im damaligen Tirol der Fall war (mit Ausnahme der Jahre 1846 und 1910).

Die Statuten beinhalten klare Ziele: man fordert vor allem die Anerkennung seitens der Behörden und die Vereinigung aller Ladiner Tirolsund man beabsichtigt

  • alle ladinischen Sprachvarianten zu einer einheitlichen Schriftsprache zu vereinen
  • in jedem ladinischen Tal ladinische Vereine zu gründen
  • ladinische Veranstaltungen zu organisieren und Publikationen zur ladinischen Kultur und Literatur, Kalender und eine ladinische Zeitschrift zu veröffentlichen

Diese im Statut angeführten Ziele beginnt man - mit nicht gerade geringen Schwierigkeiten – zu verwirklichen: Veranstaltungen und Versammlungen werden ins Leben gerufen und im Jahre 1905 erscheint der “Amik di Ladins – Der Ladinerfreund” mit 3 Auflagen und 1908 in Brixen “Der Ladiner” mit 2 Auflagen im Druck.

Die längste Blüte erlebt der ladinische “Kalender für das Grödnertal”, der später auch “Ladinischer Kalender” betitelt wird, aus dem Jahr 1911.

Es werden auch mit den Ladinern aus Friaul und Graubünden Kontakte aufgenommen. Diese ersten Versuche ladinischer Bewusstseinsfindung werden jedoch vom Ausbruch des Ersten Weltkrieges vereitelt.

“Der Ladiner” (1908).
“Kalënder de Gerdëina” (1911).

Eine neue “Union di Ladins” nach dem Ersten Weltkrieg

Im Jahre 1918 endete der Erste Weltkrieg, der in den ladinischen Tälern viel Leid und grosse Zerstörung verursacht hatte, da ja die Kriegsfront z.T. durch das ladinische Gebiet verlief. Die italienischen Truppen erobern die ladinischen Täler. In dieser Zeit der allgemeinen Unsicherheit und des Übergangs unternimmt der “Ladinerverein” noch den Versuch, der ladinischen Bevölkerung zu helfen, indem er Gutscheine als eine Art von provisorischer ladinischer Währung drucken lässt, da ja die österreichische Währung gleich nach dem Krieg auch noch unter italienischer Herrschaft gültig war. Im Jahre 1925 bestätigt der “Verein” zwar sein Statut, verzichtet jedoch auf seine poltischen Ziele. Er bleibt bis ins Jahr 1938 in Innsbruck tätig.

Um den Grödner Leo Demetz, der zu den Gründern des “Grödner Ladinervereins” zählt, wird sich eine neue, politisch orientierte Ladinervereinigung bilden. Diese steht dem “Deutschen Verband” nahe und setzt sich für die Unabhängigkeit der ladinischen Volksgruppe und der ladinischen Sprache ein.

Die Kriegszerstörungen in Buchenstein.
5, 10, 20, 40 und 60 Heller-Gutscheine, die der Innsbrucker Ladinerverein als Unterstützung für die ladinische Bevölkerung gedruckt hat.

Die ladinische Fahne

Die Farben der ladinischen Fahne: Blau wie der Himmel, Weiss wie der Schnee und Grün wie Wiesen und Wälder.

Im Friedensvertrag von St. Germain vom Oktober des Jahres 1919 wird die Region Trentino-Südtirol – und damit auch die ladinischen Täler – offiziell Italien zugesprochen. Die Ladiner sind jedoch im Vertrag nicht erwähnt.

Auf Anregung der Union di Ladins unter ihrem Anführer Leo Demetz treffen sich am 5. Mai 1920 die Vertreter aller 5 ladinischer Täler auf dem Grödnerjoch, um dagegen zu protestieren, dass die Ladiner in keinerlei Weise im Friedensvertrag erwähnt sind und dass ihnen auch kein Selbstbestimmungsrecht zugesprochen wurde. Bei diesem Anlass trägt man zum ersten Mal in den Dolomiten die ladinische Fahne als Symbol der ladinischen Einheit vor. Ihre Farben sind das Blau des Himmels, das Weiss des Schnees auf den Gipfeln und das Grün der Wiesen und Wälder.

Die Farben der ladinischen Fahne: Blau wie der Himmel, Weiss wie der Schnee und Grün wie Wiesen und Wälder.

Die Farben der ladinischen Fahne: Blau wie der Himmel, Weiss wie der Schnee und Grün wie Wiesen und Wälder.
Die offiziellen Farben der ladinischen Fahne mit jeweiligem internazionalen Kodex.

Die Dreiteilung Ladiniens

Im Jahre 1921 erlaubt die italienische Regierung den Ladinern bei der Volkszählung ihre eigene Sprachzugehörigkeitserklärung. Diese wird jedoch zwei Jahre später von der faschistischen Regierung widerrufen, die die Ladiner als “grauen Fleck” zu beseitigen suchen. Demnach teilt man die Ladiner in drei verschiedene Verwaltungsgebiete auf: Mit Gesetzesdekret vom 21.Jänner 1923 entsteht die Provinz Trient. Die drei Gemeinden Cortina d’Ampezzo, Col und Fodom/ Buchenstein werden abgespalten und der Provinz Belluno zugeordnet.

Im Jahre 1927 wird dann mit dem Dekret vom 2.Jänner die Provinz Bozen gegründet, die das Grödner- und Gadertal miteinschliesst. Das Fassatal bleibt weiterhin beim Trentino. Seitdem ist die Dreiteilung der ladinischen Bevölkerung offiziell besiegelt. Sie ist auch heutzutage noch nicht überwunden und dauert bis heutzutage.

Während des Faschismus herrscht für die Ladiner Fahnen- und Veranstaltungsverbot. Trotzdem sammeln einige Menschen im Verborgenen Wörter und ethnographisches Material und leisten dadurch wertvolle Vorarbeit für die Renaissance des Ladinischen nach dem Zweiten Weltkrieg.

Die Wunde der Option

Obwohl das faschistische Italien die Ladiner als italienische Volksgruppe betrachtet, werden die ladinischen Täler mit Ausnahme des Fassatales im Jahre 1939 jenem Gebiet zugeordnet, das vom Hitler-Mussolini-Abkommen zur Option bestimmt war. Demgemäss müssen sich auch die Ladiner entweder für die italienische oder für die deutsche Staatsangehörigkeit mit Umsiedlung ins “Reich” entscheiden. Auf diese Art und Weise sind sie gezwungen worden, auf ihre wahre, nämlich auf die ladinische Identität zu verzichten! In Gröden optiert 81% der Bevölkerung für das “Reich”, im Gadertal 31,7%, in Buchenstein mit Colle S. Lucia 18% und in Ampezzo 4%. Obwohl das Fassatal nicht zum Optionsgebiet zählt, optieren auch hier an die 300 Menschen. Insgesamt optieren also 7027 Ladiner für das Deutsche Reich, aber wegen der Kriegsumstände siedeln nur 2000 tatsächlich ins Reich um. Im Jahre 1943 kommen die Provinzen Bozen, Trient und Belluno zur deutschen “Operationszone Alpenvorland” und somit die ladinischen Gemeinden von Colle S.Lucia, Ampezzo und Buchenstein wiederum zur Provinz Bozen. Fassa bleibt weiterhin bei Trient.

Am 2. Mai 1945 beendet der Einmarsch der amerikanischen Truppen den Zweiten Weltkrieg, und mit Ende der Diktatur setzen in Ladinien sofort wieder politische und kulturelle Initiativen ein.

In Gröden optierte im Jahre 1939 81% der Bevölkerung für das “Reich”.

1945 – neue Hoffnungen der “Union”

Unter den ladinischen “Dableibern” - vor allem unter den Ampezzanern und Buchensteinern - bildet sich am 8.Mai 1945 die poltische Bewegung “Zent Ladina Dolomites” (Ladinische Bevölkerung der Dolomiten), die für die ladinischen Täler das Recht auf selbständige Verwaltung innerhalb der Provinz Bozen beanspruchen.

Am 15. Juni 1945 wird dann auf dem Grödnerjoch offiziell die Zent Ladina Dolomites gegründet, die sogar elf Ausgaben einer gleichnamigen Wochenzeitschrift herausgibt.

Am 19. Juli 1945 treffen sich in St. Ulrich in Gröden die ersten Förderer eines neuen ladinischen Vereins, allen voran Luis Trenker (1892-1990), Franz Prugger (1885-1960) und Leo Demetz (1891-1978). Nach seiner Gründung am 5. August 1946 bleibt jedoch der Verein vor allem wegen der Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Bevölkerung provisorisch. Diese neue “Union” steckt sich, wie schon vormals die Innsbrucker Union vom Jahre 1905, folgende Ziele:

  • die ladinische Sprache erhalten und fördern
  • Kultur, Religion, Brauchtum und Traditionen der Ladiner erhalten
  • Handwerk, Industrie und Handel in den ladinischen Tälern erhalten und fördern
  • die Arbeitsstellen in den Gemeindeverwaltungen und anderen Institutionen mit ladinischsprachigem Personal zu besetzen suchen
  • vor allem ladinischsprachige Lehrer im Schulunterricht einsetzen und neben der italienischen und deutschen Sprache auch die ladinische lehren
  • sich um alle Belange des ladinischen Gebietes kümmern

Zunächst ist die Union di Ladins de Gherdëina - ganz im Sinne der Innsbrucker “Union” - als Beispiel für alle anderen ladinischen Täler gedacht.

Im November 1945 gründet Max Tosi (1913-1988) in Meran den “Ladinischen Kulturverein”. Dieser ergreift vor allem kulturelle Initiativen, u.a. Radiosendungen in ladinischer Sprache für die Rai Bozen (1. Ausstrahlung am 4. April 1946) und die Zeitschrift “L Popul Ladin” (Ladinisches Volk) (23.August 1946), doch aus finanziellen Gründen kommt nur eine Auflage zustande.

All diese Unions di Ladins vereinte dieselbe Absicht, nämlich die, eine öffentliche Anerkennung zu erreichen, das ethnische Bewusstsein der Ladiner zu stärken und die eigene Bevölkerung zum aktiven Einsatz für die eigene, ladinische Muttersprache und Kultur zu ermutigen, was kein leichtes Unterfangen war.

Ein Grossteil der Ladiner – selbst deren politischen Vertreter - erkannte nicht die Wichtigkeit des Ladinischunterrichts an den Schulen. Die ladinische Sprache sei der italienischen und deutschen nicht ebenbürtig. Es kam auch noch der erschwerende Umstand dazu, dass es keine einheitliche Schriftsprache und keine gesamtladinische literarische Tradition gab und auch die Rechtschreibung der Idiome noch nicht allgemeingültig normiert war. Das ladinische Volk sollte sich jedoch seiner Möglichkeiten bewusst werden. Wegen der Dreiteilung Ladiniens und der Narben, die Option und Krieg im Volk hinterlassen hatten, gestaltete sich der Aufbau zwischenladinischer Einrichtungen schwierig.

Grosskundgebung auf dem Sella-Joch am 14. Juli 1946.

Die “Union Generela di Ladins dles Dolomites”

Die ladinischen Vereine, die nach dem Zweiten Weltkrieg entstehen, zielen darauf hinaus, die sprachliche, kulturelle und soziale Einheit der Dolomitenladiner geltend zu machen.

Im Juli 1946 organisiert die Zent Ladina Dolomites auf dem Sellajoch eine historische Grosskundgebung zur ladinischen Einheit. Mehr als 3000 Menschen aus allen ladinischen Tälern nehmen daran teil.

Den zuständigen Behörden werden detaillierte Forderungen vorgetragen, die auch heutzutage nichts von ihrer Aktualität verloren haben.

Man beansprucht:

  • die Anerkennung der Ladiner als eigenständige Volksgruppe
  • die Wiedervereinigung der Ladiner aus den Provinzen Belluno und Trient mit der Provinz Bozen
  • einen eigenen ladinischen Wahlkreis
  • die öffentliche Anerkennung der ladinischen Sprache
  • ladinische Kindergärten, Schulen, Bücher u. Zeitungen
  • die Achtung des ladinischen Brauchtums
  • eine ladinische Wanderprätur
  • ein Touristikinformationsbüro und ein Wirtschaftskonsortium
  • den Schutz der ladinischen Migration
  • Radiosendungen in ladinischer Sprache
  • die Achtung der ladinischen Ortsnamenkunde

Diese Forderungen werden am nächsten Tag in einem Telegramm an den Ministerpräsidenten Alcide De Gasperi gesandt. Man bittet dabei auch um eine Volksabstimmung über die Wiedervereinigung der Ladiner von Ampezzo, Buchenstein und Fassa-Fleimstal mit der Provinz Bozen. Das Telegramm erhält jedoch keinerlei Antwort. Der Verein bleibt noch bis ins Jahr 1947 politisch aktiv, verliert jedoch mit Inkrafttreten des ersten Autonomiestatuts seine Bedeutung.

Im September 1946 wird offiziell die Union di Ladins de Gherdëina (Grödner Ladinerverein) gegründet. Auf deren Anregung findet im Juli 1947 in Pedratsches ein erstes Treffen statt, um auch im Gadertal einen Ladinerverein aus der Taufe zu heben. Dieser wird 1948 gegründet, erhält jedoch erst 1967 sein offizielles Statut.

Seit dem Umzug von Max Tosi nach Bozen entsteht auch hier im Dezember 1947 eine Union. Dieser schliessen sich jene des Grödner- und Gadertales an. Zusammen formen sie den Kern der Union Generela di Ladins. Am 18. April 1951 nimmt die Union di Ladins die offizielle Bezeichnung Union di Ladins dla Dolomites an.

Im Mai 1955 hat dann auch das Fassatal seine Union.

Im Juli 1957 verlegt die Union di Ladins dla Dolomites ihren Sitz von Bozen nach Gröden in die Cësa di Ladins (Haus der Ladiner). Die sogenannte Union Generela di Ladins dla Dolomites (Dachverband der Dolomitenladiner) vertritt seitdem alle gemeinsamen Interessen und Ziele der einzelnen, unabhängigen Sektionen von Gröden, Gader- und Fassatal.

Im Statut der Union sind folgende Ziele angeführt:

  • das kulturelle und sprachliche Erbe der Ladiner schützen und fördern
  • das Brauchtum, die Ortsnamengebung und die ladinische Eigenart insgesamt aufwerten
  • in allen Bereichen das ladinische Volksbewusstsein erhalten und stärken, auch im Gebrauch gesellschaftlicher Kommunikationsmittel
  • die Zusammenarbeit zwischen allen Dolomitenladinern fördern
  • die Interessen und Ziele der ladinischen Bevölkerung in den Bereichen der Kultur, Gesellschaft und Umwelt verteidigen
  • die Grundrechte der ladinischen Sprachgruppe anerkennen und achten und den Kontakt und die Zusammenarbeit mit den ladinischen Veranstaltungen im Kanton Graubünden und im Friaul aufrechterhalten.
Die “Cësa di Ladins” in St. Ulrich in Gröden, Sitz der “Union Generela di Ladins dles Dolomites”, anläßlich der Einweihung. (1954)
Die “Cësa di Ladins” heute

1948 - Das erste Autonomiestatut

Auch der Pariser Vertrag von 1946 nach dem Zweiten Weltkrieg verkennt die Existenz der ladinischen Volksgruppe. Das Abkommen berücksichtigt vor allem die Autonomie der deutschsprachigen Bevölkerung. Am 31.Jänner 1948 genehmigt der italienische Staat das erste Autonomiestatut. Die SVP als politische Vertretung der deutschen Bevölkerung ist jedoch mit diesem Statut keineswegs einverstanden, da es die Ausweitung der Autonomie auch auf das italienischsprachige Trentino vorsieht. Dadurch würde die deutschsprachige Bevölkerung zur Minderheit gemacht. Für die Ladiner stellt es hingegen den ersten Versuch ihrer Anerkennung als dritte Sprachgruppe innerhalb der Region Trentino-Südtirol dar. Die Artikel 2 und 87 sprechen nämlich von der “Achtung der Kultur, der Toponomastik und des Brauchtums der ladinischen Bevölkerung”. Dies ist zwar ein kleiner Erfolg, das Statut bestätigt jedoch weiterhin die Aufspaltung der ladinischen Täler auf 3 Provinzen und auf 2 Regionen.

Gleich nach dem Krieg sorgt die Debatte über das in den ladinischen Schulen Südtirols anzuwendende Schulsystem für Aufregung unter der ladinischen Bevölkerung. Die Unions beteiligen sich aktiv an der Dikussion. Man schlägt ein sogenanntes paritätisches Schulsystem vor: gleich viele Stunden in italienischer wie in deutscher Sprache mit zusätzlichem Ladinischunterricht.

Eine Ministerialverordnung gewährt den Ladinern des Grödner- und Gadertales die “paritätische Schule”, nicht aber den Ladinern von Fassa, Ampezzo und Buchenstein.

Auch andere Durchführungsbestimmungen werden in der Provinz Bozen verwirklicht, während man in der Provinz Trient erst viel später (1969/70) mit dem Ladinischunterricht beginnt. Den Ladinern der Provinz Belluno fehlt sogar bis ins Jahr 1999 jegliche Anerkennung.

Der österreichische Aussenminister Karl Gruber und der italienische Ministerpräsident Alcide De Gasperi beim Pariser Vertrag von 1946.

Die “Neunzehnerkommission”

Die politischen Vertreter der deutschen Minderheit fechten immer stärker das Autonomiestatut von 1948 an, bis sie das “Los von Trient” erreichen. Die SVP beansprucht die Schutzmacht Österreichs und bringt die Südtirolfrage sogar vor die UNO.

Daraufhin setzt der italienische Ministerrat in den Jahren 1961 bis 1964 die “Neunzehnerkommission” ein, um die Konflikte mit der deutschen Bevölkerung zu lösen.

In dieser Kommission sitzt auch ein ladinischer Vertreter, nämlich der damalige Präsident der Union Generela, Franz Prugger.

In Übereinstimmung mit den Bürgermeistern des Grödner- und Gadertales stellt die Generela folgende Forderungen:

  • Die Ladiner sollen im Regionalrat, im Landtag und in den wichtigsten öffentlichen Körperschaften vertreten sein.
  • Die ladinische Sprache soll in den Schulen der Provinz Bozen sowohl als Unterrichtssprache als auch als Unterrichtsfach so viel wie möglich Anwendung finden. Insgesamt sollen der Deutsch- und der Italienischunterricht paritätisch erfolgen.
  • Die Landesschulämter sollen ihren Stellen- und Lehrplan auf die Bedürfnisse der ladinischen Schulautonomie abstimmen und gegebenenfalls sogar eine eigene ladinische Abteilung mit einem ladinischen Schulrat bilden.
  • Die Initiativen und Tätigkeiten der ladinischen Bevölkerung auf dem Gebiet der Kultur, der Presse und der Freizeitgestaltung sollen aufgewertet werden.
Der italienische Staatspräsident Giovanni Leone auf Besuch in der “Cësa di Ladins” in St. Ulrich in Gröden. (1975)

Der Dachverband aller Dolomitenladiner

Im Jahre 1964 erhält die Union Generela di Ladins durch die Gründung der Union der Buchensteiner Ladiner neuen Aufschwung. Im Dezember 1975 gesellt sich auch die neugegründete Union der Ampezzaner Ladiner dazu. Alle ladinischen Täler erleben demnach in der Union Generela di Ladins dla Dolomites ihre kulturelle Wiedervereinigung.

Die Vorsitzenden der Ladinervereinigungen auf Besuch beim italienischen Staatspräsidenten on. Sandro Pertini während seines Urlaubes in Gröden. (August 1980) v.l.n.r. Danilo Dezulian (+), Sergio Masarei (+), Lois Trebo, on. Sandro Pertini (+), Ilda Pizzinini, Gilo Prugger, Guido Insam (+) und Iji Menardi.

1972 – Das zweite Autonomiestatut

Die “Neunzehnerkommission” erarbeitet ein “Paket” von 137 Massnahmen, das 1972 als zweites Autonomiestatut anerkannt wird.

Die Bestimmungen, die sich auf die Südtirolautonomie beziehen, kommen vor allem der deutschsprachigen Bevölkerung zugute und in weit geringerem Ausmasse den in der Provinz Bozen ansässigen Ladinern. Die Artikel 19 und 102 des Statuts sprechen von der Anerkennung der Ladiner als Volksgruppe und des Ladinischen als Sprache und von einem Schulamt für die ladinischen Schulen. Sie beinhalten auch Versprechungen hinsichtlich der Ausweitung ladinischsprachiger Radio- und Fernsehprogramme. Nur ein Artikel spricht vom Ladinischunterricht an den Schulen des Fassatales. Der Unterschied zwischen den ladinischen Tälern wird immer grösser, und es macht sich Unzufriedenheit breit. 1972 suchen die 7 Gemeinden des Fassatales mit Unterstützung der Union di Ladins de Fascia um die Angliederung an die Provinz Bozen an. 1973 bildet sich der Grop Politich organisà Ladins (politisch organisierte Gruppe der Ladiner), der vom Fassatal ausgeht und sich auch aufs Gadertal ausdehnt. Im selben Jahr sucht auch die Gemeinde Buchenstein um die Angliederung an Bozen an.

Die Provinz Trient spricht den Ladinern des Fassatales allmählich einige Rechte zu, um den Unmut des Tales zu beschwichtigen: 1975 das Recht auf Gründung des Kulturinstituts “Majon di Fascegn”, 1977 das Recht auf den Ladinischunterricht in den Kindergärten und auf die Errichtung der ladinischen Bezirksgemeinschaft von Fassa C11.

1976 wird auch in der Provinz Bozen das ladinische Kulturinstitut gegründet. Es ist nach dem St. Kassianer Pfarrer “Micurà de Rü” (Nikolaus Bacher, 1789-1847) benannt, der als erster die Idee von einer einheitlichen ladinischen Schriftsprache hatte.

1983 entsteht im Fassatal die Union Autonomista Ladina, und ihrem Vertreter Ezio Anesi (1943-1993) wird die Wahl in den Trientner Landtag zugesichert. 1985 erhält das Fassatal ein Gesetz zur Aufwertung aller Tätigkeiten auf dem Gebiet der Kultur, der Presse und der Freizeit. 1987 wird die ladinische Toponomastik gesetzlich verankert.

Im März 1978 wird in Bozen die Comunanza Ladina (Ladinische Gemeinschaft) für all jene Ladiner gegründet, die in Bozen und Umgebung leben, und 1981 folgt Bruneck nach mit dem Verein Ladins Dlâfora. Diese beiden Vereine kümmern sich um die ehrgeizigen Forderungen der Ladiner, die fern von ihren Tälern wohnen und auch in der Fremde ihre Identität bewahren wollen. Die Gründung dieser beiden Vereine hat politische Auswirkungen: sowohl in Bruneck (1985) als auch in Bozen (1989) stellen sie eine eigene Liste auf, und in beiden Städten gelingt es, einen ladinischen Vertreter in den Gemeinderat zu wählen. In Bozen wird ausserdem die “Consulta per i problems ladins” (Ladinischer Beirat) eingerichtet, die kürzlich zu “Consulta ladina dl Comun de Bulsan” (Ladinischer Beirat der Gemeinde Bozen) umbenannt wurde.

Im Jahr 1999 wird in Innsbruck wieder eine Union di Ladins gegründet, die kulturelle Initiativen ergreift und regelmässige Treffen organisiert. Die Unions di Ladins von Ampezzo und Buchenstein erreichen mit dem Gesetz Nr. 60 der Region Venetien aus dem Jahr 1983 erstmals finanzielle Unterstützung für ihre kulturellen Veranstaltungen. 1991 unterstützt die Union Generela diese beiden Gemeinden bei ihrem Anspruch, an die Provinz Bozen angegliedert zu werden. In der Provinz Belluno kommt man den Ladinern diesbezüglich entgegen, und im Jahr 2004 kommt es auch zur offiziellen Gründung des ladinischen Kulturinstituts “Cesa de Jan” in Colle S. Lucia.

Auf ihrer Vollversammlung am 9. März 1992 genehmigt die SVP die Streitbeilegungserklärung zwischen Italien und Österreich mit der Stimmenthaltung der Ladiner, die die vorgetragenen Forderungen nie hinzugefügt haben.

Diese waren:

  • je ein Vertreter im Landtag und Regionalrat, in der Landesregierung und in den paritätischen Kommissionen
  • Anhebung der Unterrichtsstunden in ladinischer Sprache an allen Schulen
  • schriftliche Dreisprachigkeitsprüfung und Entlohnung für den Gebrauch der ladinischen Sprache in den öffentlichen Ämtern, die die Ladiner betreffen
  • Gleichstellung des ladinischen Schulamtes mit dem deutschen und italienischen Schulamt
  • Verdoppelung der Rundfunkund Fernsehsendungen und eine unabhängige Redaktion
  • Unterstützung der Ladiner in allen Bereichen.

1985 - Zweitausendjahrfeier der Ladiner

Im Jahr 1985 wird ebenso wie im Kanton Graubünden auch in den Provinzen Bozen und Trient das “Jahr der Ladiner/2000 Jahre Rätoromania” ausgerufen, um der römischen Eroberung der Alpen im Jahre 15 v.Chr. und der Entstehung einer neuen neolateinischen Sprache einige Jahrhunderte später zu gedenken.

Für die Union Generela di Ladins ergibt sich erneut die Möglichkeit, ihre Forderungen auf den Tisch zu legen:

  • Anerkennung der ladinischen Sprache als Verwaltungssprache
  • konkrete Schritte hin zur Verwirklichung einer einheitlichen Schriftsprache
  • offizielle Anerkennung der ladinischen Fahne
  • flexiblere Proporzbestimmungen für die Ladiner der Provinz Bozen
  • Erweiterung der ladinischen Radio- und Fernsehsendungen u.ä.

Auf der Tagung über die örtlichen Autonomien, die die Union Generela in Al Plan de Mareo/St. Vigil in Enneberg organisiert, wird auch auf die Notwendigkeit einer grösseren Verwaltungsautonomie aufmerksam gemacht.

Die zum Anlass der “2000 Jahre Ladiner” geprägte Silbermünze.

Die Ladinerausstellung in Mailand

Im Frühjahr 1988 richtet die Union Generela di Ladins dla Dolomites zusammen mit ihren Unterabteilungen eine Ausstellung über die “Dolomitenladiner” im Schloss der Sforza in Mailand aus.

Darin stellen sich das ladinische Gebiet und die ladinische Bevölkerung der Dolomiten nicht nur als ethnisch-kulturelle sondern auch als wirtschaftlich-touristische Einheit vor. An der Organisation beteiligen sich verschiedene Kultur-, Tourismus- und Wirtschaftsvereine.

Dies ist ein wertvolles Beispiel für zwischenladinische Zusammenarbeit auch über die verwaltungspolitischen Grenzen hinweg.

Die Ausstellung der ladiner “Castello Sforzesco” in Mailand.

1996 - “Ladins dles Dolomites – Inant Adum”

Dolomitenladiner – Gemeinsam Vorwärts

Zur Erinnerung an das historische Treffen auf dem Sellajoch im Jahre 1946 organisiert die Generela 50 Jahre später, nämlich am 14. Juli 1996, erneut ein grosses Ladinertreffen unter dem Motto “Dolomitenladiner – Gemeinsam Vorwärts”.

Bei diesem Anlass wird auch ein Denkmal enthüllt. Seither wird dieses Ereignis alljährlich als “Tag der ladinischen Einheit” gefeiert.

Er soll daran erinnern, dass die Einheit Ladiniens auch heutzutage noch nicht verwirklicht ist.

2005 - Die “Union Generela” gibt sich ein neues Statut

Bei der Generalversammlung im Februar 2005 genehmigt die Union Generela ein neues Statut, das neben dem Vorstand und dem Präsidenten auch zwei Vizepräsidenten, ein Büro für den Präsidenten und eine Direktorenstelle vorsieht. Diese Umstrukturierung soll die Generela in Zukunft effizient und handlungsfähig machen. Der Direktor hat die Aufgabe, das Jahresprogramm zu erstellen und die kulturpolitischen Strategien der Generela zu koordinieren.

Carlo Willeit und Ilda Pizzinini mit dem Minister Maccanico.

Präsidenten der Union Generela di Ladins dles Dolomites

Faustino Dell’Antonio, Gherdëina [1889-1975]: 1951 - 1957
Vinzenz Aldosser, Gherdëina [1901-1968]: 1957 - 1960 und 1964 - 1968
Franz Prugger, Gherdëina [1891-1978]: 1960 - 1964
Massimiliano Mazzel, Fascia [1900-1977]: 1968 - 1969
Franz Vittur, Val Badia [1928]: 1969 - 1970
Bruno Moroder, Gherdëina [1921-1982]: 1970 - 1973
Lois Trebo, Val Badia [1935]: 1973 - 1979
Vigilio (Gilo) Prugger, Gherdëina [1925 - 2015]: 1979 - 1981
Luigi (Iji) Menardi, Anpezo [1929]: 1981 - 1983
Carlo Willeit, Val Badia [1942]: 1983 - 1986
Ilda Pizzinini, Val Badia [1934 - 2015]: 1986 - 2003
Giovanni (Nani) Pellegrini, Fodom [1934]: 2003 - 2005
Michil Gustav Costa, Val Badia [1961]: 2005 - 2008
Elsa Zardini,Anpezo [1956]: 2008 - 2015
Daria Luisa Milva Mussner, Gherdëina [1961]: 2015 - 2022
Antone Pollam, Fascia [1952]: 2022 -

Auszug aus der Satzung der UGLD

Art. 1 - Bezeichnung

  1. Es wird der föderative Verband der dolomitenladinischen Bevölkerung mit dem Namen UNION GENERELA DI LADINS DLA DOLOMITES gegründet.

Art. 3 - Zielsetzung und gesellschaftliche Aufgaben

  1. Der Verband ist überparteilich und verfolgt keine Gewinnabsichten.
  2. Er vertritt die gemeinsamen Interessen und Zielsetzungen folgender 5 autonomer Sektionen: Gröden, Gadertal, Fassatal, Buchenstein/Colle Santa Lucia und Cortina d’Ampezzo sowie jener Sektionen, die die ausserhalb der besagten Täler ansässigen Ladiner vertreten.
  3. Der Verband verfolgt den Zweck:
    • a) das ladinische Kultur- und Sprachgut zu schützen und zu fördern und dabei die Tradition, die Ortsnamenkunde und die ladinische Eigenart im allgemeinen aufzuwerten;
    • b) das ladinische Bewusstsein in allen Bereichen zu bewahren und zu stärken, auch mittels gesellschaftlicher Komunikationsmittel und der Presse;
    • c) gewinnbringende und brüderliche Zusammenarbeit und Einverständnis unter der gesamten dolomitenladinischen Bevölkerung zu fördern;
    • d) die Interessen und Zielsetzungen der ladinischen Bevölkerungsgruppe in den Bereichen Kultur, Gesellschaft und Umwelt zu verteidigen und sich für die Einhaltung ihrer Grundrechte einzusetzen;
    • e) die Kontakte und die Zusammenarbeit mit den ladinischen Organisationen im Kanton Graubünden und im Friaul zu fördern.

Art. 6 - Verbandsmitglieder

  1. Am Verband können juridische Personen und Vereinigungen teilnehmen, die ähnliche Tätigkeiten ausüben, um die ladinische Sprache und Kultur zu fördern, zu schützen und aufzuwerten, und die an der Ausführung der gesellschaftlichen Tätigkeiten direkt oder indirekt interessiert sind. Die Verbandsmitglieder sind in folgende Kategorien unterteilt.
  2. Gründungsmitglieder: Die Ladinerverbände aus dem Gader-, Grödner- und Fassatal, aus Colle Santa Lucia, Cortina d’Ampezzo und Buchenstein sind auf folgende 5 Sektionen aufgeteilt: Gadertal, Gröden, Fassatal, Buchenstein und Colle Santa Lucia, Cortina d’Ampezzo
  3. Ordentliche Mitglieder: alle anderen Mitglieder

Art. 9 - Organe

  1. Die Organe des Verbandes sind:
    • a) die Hauptversammlung der Mitglieder
    • b) der leitende Ausschuss
    • c) der Präsident bzw. die Präsidentin
    • d) der Direktor bzw. die Direktorin
  2. Alle Ämter bis auf jenes des Direktors/der Direktorin sind unentgeltlich, abgesehen vom Recht auf Spesenrückvergütung für Ausgaben, die in Ausübung ihrer Ämter entstanden sind und bis auf eine anderweitige Verfügung durch die Hauptversammlung der Mitglieder.

Art. 10 - Hauptversammlung der Mitglieder

  • 1. Die Hauptversammlung ist das Einheitsorgan des Verbandes und setzt sich aus all jenen Mitgliedern zusammen, die sich zum Zeitpunkt des Einberufungsschreibens als ordnungsgemäss eingeschrieben erweisen.
  • 2. Die Hauptversammlung der Mitglieder besteht aus 10 Vertretern der in Art. 3 genannten Sektionen. Der Präsident/die Präsidentin und der Vizepräsident/die Vizepräsidentin der an die Union Generela angeschlossenen Vereinigungen zählen von Rechts wegen zu den Vertretern. Die Vertreter der einzelnen Sektionen dürfen insgesamt auf keinen Fall die Zahl 10 überschreiten.

Das Gesetz Nr. 482/99

Das Staatsgesetz Nr. 482/99 zum Minderheitenschutz eröffnet der ladinischen Zusammenarbeit neue Perspektiven. Es sieht nämlich grenzübergreifende Organe der Kooperation vor, falls eine Minderheitengruppe auf verschiedene Provinzen und Regionen verteilt ist. Die Union Generela di Ladins hat bei den Provinzen von Bozen, Trient und Belluno darum angesucht, als Organ der kulturellen Zusammenarbeit anerkannt zu werden. Während Trient die Anerkennung gewährte, haben die Provinzen Belluno und Bozen diese nicht erteilt und eher darauf gedrängt, ein Komitee von Bürgermeistern zu gründen. Dieses ist dann im April 2007 mit dem Namen Lia di comuns ladins (Bund der ladinischen Gemeinden) institutionalisiert worden.

Die Union Generela di Ladins ist auch mit diesem Vorschlag einverstanden, da er zu einer grösseren Einheit der Ladiner führt.

Ein denkwürdiges Datum

Der 28. Oktober 2007 ist ein Meilenstein in der Geschichte der Dolomitenladiner. Das Wahlergebnis des Referendums, das in den Gemeinden Cortina d’Ampezzo, Buchenstein und Colle Santa Lucia durchgeführt wurde, lässt keinen Zweifel übrig. Mit diesem Volksentscheid wollte die Bevölkerung ihre Absicht äussern, die Wiedervereinigung mit der Provinz Bozen zu verlangen, um die nach dem Ersten Weltkrieg verlorene Einheit wiederherzustellen. Die lokalen Union di ladins unter dem Vorsitz von Elsa Zardini, Cristina Lezuo und Paola Agostini, der von Siro Bigontina koordinierte Referendumsausschuss und das vom Gadertaler Marco Pizzinini ins Leben gerufene spontane Komitee Amisc dla Ladinia haben bei der Bevölkerung entscheidende Informations- und Motivationsarbeit geleistet, sodass sie mit Stolz ihre historische und kulturelle Identität offenbarte, die bedroht und beinahe gefährdet war, da ihr die Region Veneto keine wirksamen Schutzmassnahmen zuzusichern wusste. Der zukünftige Regionswechsel wird sich noch langwierig gestalten und wird den Ladinern Geschlossenheit abverlangen. Nach 90 Jahren erfolgloser ähnlicher Versuche lässt jedoch das erreichte Ergebnis hoffnungsvoll in die Zukunft blicken.

Die Hintergründe des ladinischen Referendums in Cortina d’Ampezzo, Colle S. Lucia (Col) und Fodom (Buchenstein)

Das Ladinisch ist eine Sprache, die ihre Wurzeln im Lateinischen hat und daher eine Schwestersprache des Italienischen. Die ladinische Kultur ist von Jahrhunderte alten Traditionen bestimmt, weshalb die Ladiner eine eigenständige Volksgruppe im Herzen der Dolomiten darstellen. Seit jeher leben sie in einem friedlichen und harmonischen Verhältnis zu ihren deutschen und italienischen Nachbarn. 2007 wurde aber viel über das so genannte „ladinische Referendum“ geschrieben, das in den Gemeinden Cortina, Col und Fodom stattgefunden hat, um ihre Rückkehr zu Südtirol zu ermöglichen. Leider wurden in diesem Zusammenhang viele Informationen verbreitet, die nicht immer den objektiven Tatsachen entsprochen haben. Aus diesem Grunde erlauben wir uns, die wirklichen Gründe des Referendums zu erläutern, in der Hoffnung auf Verständnis und Solidarität für die kleinste, aber auch älteste Volksgruppe unserer Region.

Es gibt heute etwa 35.000 Ladiner, die in fünf Talschaften rund um das Sella-Massiv leben: das Gadertal mit Enneberg, Gröden, das Fassatal mit Moena, Fodom und Col (Buchenstein) und Anpezo (Ampezzo). Das gesamte ladinische Gebiet war bis zum Jahr 1919 Teil des Landes Tirol und blieb verwaltungsmäßig bis zum Jahr 1923 geeint: Als unsere Region nämlich an Italien abgetreten wurde, verblieben die Ladiner der Gemeinden Anpezo, Col und Fodom wie die übrigen ladinischen Täler in der neu gegründeten Region “Venezia Tridentina“. Erst im Jahr 1923 wurden die drei genannten Gemeinden der Region Veneto angegliedert, der Fodom und Col vorher niemals angehört hatten; einzig Cortina war von 1420 bis 1511 Teil der Republik Venedig, wobei die „Serenissima“ seinerzeit dem Cadore nach dessen Eroberung eine gewisse Autonomie zugestand, während die heutige Region Veneto nicht bereit war, innerhalb ihrer Grenzen irgendwelche sprachlichen oder kulturellen Minderheiten anzuerkennen. Als 1927 die Provinzen Bozen und Trient entstanden und das Fassatal der Provinz Trient zugeschlagen wurde, war die Dreiteilung der Ladiner vollendet. Der erklärte Zweck dieser Maßnahme war, die Einheit der Ladiner zu untergraben. Diese Aufsplitterung auf drei Provinzen und zwei Regionen besteht leider bis heute und wirkt sich sehr negativ auf das Bestreben der Ladiner aus, auch in Zukunft zu überleben. Zwischen den Jahren 1945 und 1948 unternahmen die drei Gemeinden Anpezo, Fodom und Col zahlreiche Versuche, um ihre Rückkehr zu Südtirol zu erreichen. Dabei beriefen sie sich auf die gemeinsame, Jahrhunderte alte Geschichte sowie auch auf die mit den ladinischen Tälern Südtirols gemeinsame Sprache, Kultur und Tradition. In dieser Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war Südtirol noch weit entfernt von seinem heutigen materiellen Wohlstand, weshalb die Bestrebungen, zu Südtirol zurückzukehren, einzig und allein geschichtlicher, sprachlicher und kultureller Natur waren. Trotzdem wurde den Ladinern die Möglichkeit ihrer Wiedervereinigung verweigert, obwohl sie im Art. 132 der italienischen Verfassung ausdrücklich vorgesehen ist. Als in Folge des Pariser Vertrages den Provinzen Bozen und Trient eine Autonomie zugestanden wurde, erhielten auch die in diesen beiden Provinzen lebenden Ladiner (jene des Gadertals, Grödens und des Fassatals) einige Rechte, welche die Grundlage ihres Weiterlebens darstellten: die Präsenz in Rundfunk (1946) und Fernsehen (1988), Unterricht des Ladinischen in den Pflichtschulen (1948), Anerkennung als dritte Sprachgruppe (1951), Zusicherung eines Abgeordneten im Landtag (1972), eine eigene ladinische Schulbehörde (1975), Zuweisung der öffentlichen Stellen gemäß des ethnischen Proporzsystems (1976) und Gebrauch des Ladinischen in der öffentlichen Verwaltung (1989). Von all diesen Rechten blieben die drei Gemeinden Anpezo, Fodom und Col, obwohl sie zu derselben ladinischen Volksgemeinschaft gehören, unter der Region Veneto ausgeschlossen. Da sich das Veneto hartnäckig weigerte, alles, was ladinisch war, anzuerkennen, beantragten die Ladiner der drei Gemeinden bereits 1947, 1964, 1973, 1974 und 1991 ihre Wiederangliederung an die Provinz Bozen. Die Gründe dafür waren jedes Mal geschichtlicher, sprachlicher und kultureller Art, wirtschaftliche Gründe spielten keine Rolle, zumal noch in den 1970er Jahren das weithin von der Landwirtschaft bestimmte Südtirol weitaus ärmer war als das industrialisierte Veneto. Als aber die legitimen Wünsche und Bestrebungen der Ladiner in Anpezo, Fodom und Col in der seit 1990 von der Venezianer bzw. Belluneser Politik künstlich erzeugten “neoladinischen“ Bewegung unterzugehen drohten, unternahmen die drei historischen ladinischen Gemeinden einen erneuten Versuch, ihre Forderung nach einer Wiedervereinigung geltend zu machen: Am 28. und 29. Oktober 2007 sprachen sich in einem Referendum 79,87% der Wähler für eine Rückkehr ihrer Gemeinden zu Südtirol aus; das Ergebnis zeigt unmissverständlich den Willen der heute in der Provinz Belluno lebenden historischen Ladiner. Zum Schluss dieses geschichtlichen Abrisses möchten wir auf fünf Tatbestände hinweisen:

  • Das “ladinische Referendum“ hat die Wiedervereinigung der Ladiner in einer Provinz (Südtirol) zum Ziel, um das Weiterbestehen der Volksgruppe zu sichern. Ohne die nötigen Schutzmaßnahmen werden die etwa 4.500 historischen Ladiner der Provinz Belluno innerhalb weniger Generationen ihre Identität vollständig verlieren.
  • Das “ladinische Referendum“ ist Ausdruck eines aus der Geschichte, der Sprache und der Kultur entwachsenen Willens und gründet nicht auf wirtschaftlichen Überlegungen. Das Zusammenfallen dieses Referendums mit Volksbefragungen in anderen Gemeinden des Veneto hat manchmal zu Missverständnissen und Verwechslungen geführt; die Ursachen des “ladinischen Referendums“ unterscheiden sich aber grundlegend von jenen der anderen derzeitigen Volksabstimmungen.
  • Auch nach einem Übergang der drei Gemeinden zu Südtirol verbleibt das betroffene Gebiet unter der Souveränität Italiens, folglich bestehen keinerlei separatistische Bestrebungen.
  • Wir sprechen der Region Veneto und den übrigen Regionen Italiens in keiner Weise das Recht auf eine Steuerautonomie oder auf Verwaltungsmaßnahmen ab, die zu ihrem wirtschaftlichen Vorteil sind. Derartige Maßnahmen können aber, da sie wirtschaftlicher Natur sind und keine geschichtlichen, sprachlichen und kulturellen Ziele verfolgen, nicht die Lösung unseres Problems darstellen, die einzig und allein in der Wiedervereinigung unserer Volksgruppe bestehen kann.
  • Auf der gesamten Welt ist man zur Überzeugung gelangt, dass Grenzziehungen, die gegen den Willen der betroffenen Völker vollzogen worden sind, Ursachen vieler Probleme und Konflikte sind. Im Falle der Wiedervereinigung der Ladiner geht es um eine innerstaatliche Grenzänderung im Rahmen geltender Gesetze. Und Regelungen. Wir vertrauen darauf, dass die Politik sich nicht dem Wunsch der Ladiner, auch wenn es sich „nur“ um 35.000 Menschen handelt, entgegenstellt, nachdem der Wille zur Wiedervereinigung in der Volksbefragung klar und deutlich zum Ausdruck gekommen ist.